Macht Religion glücklich? - von Lapislazuli

- Einige Ergebnisse psychologischer Forschung -

Diese Frage ist leider nicht so leicht zu beantworten, wie sie auf den ersten Blick erscheint. Die meisten Leser würden sicherlich sofort die Frage mit einem „Ja!“ beantworten. Allerdings bin ich mir auch sicher, dass ein Großteil der Bevölkerung hierauf mit einem „Nein!“ antworten würde.

Durch psychologische Studien wurde herausgefunden, dass Religiosität tatsächlich das Wohlbefinden beeinflusst. Der Einfluss steigt mit zunehmendem Alter und ist historisch jedoch abgesunken.(Witterer et al., 1985).

 

Dieser positive Effekt ergibt sich nicht nur aus der sozialen Unterstützung, welche eine Religionsgemeinschaft mit sich bringt. Glückseligkeit wird auch dadurch

beeinflusst, dass man Gott als eine Art Freund sieht und dass man Nähe zu Gott

verspürt (Pollner, 1989). Auch Emmons (1991) fand heraus, dass das Streben nach

der Nähe zu Gott mit Wohlbefinden positiv zusammenhängt. Pollner (1989) fand heraus, dass die Nähe zu Gott mit Zufriedenheit und Glückseligkeit zusammenhängt. Ellision et al. (1989) fanden heraus, dass Intensität der Gebete der stärkste religiöse Prädiktor für Lebenszufriedenheit ist. Gebete und der Besuch von religiösen Einrichtungen haben jedoch nur einen Einfluss auf die Glückseligkeit, wenn man wirklich glaubt. Die Häufigkeit des Gebets sagt dabei auch das Wohlbefinden vorher. Die Häufigkeit der positiven Stimmung ist eine wichtigere Quelle des Glücks als die Intensität der Stimmung. Es ist der beste Prädiktor für niedrige Depression, wenig Angst und einen hohen Selbstwert (Maltby et al., 1999).

 

Religiosität hängt positiv mit der Gesundheit zusammen (Okun et al., 1984). In Bezug auf die psychische Gesundheit kann man sagen, dass es einen positiven Effekt gibt zwischen innerer und aufrichtiger Religiosität und der psychischen Gesundheit. Jedoch hängt extrinsische Religiosität negativ mit der psychischen Gesundheit zusammen (z.B. wenn man nur in die Moschee geht, um Freunde zu finden oder wenn man betet oder Kopftuch trägt, weil die Eltern es so wollen und nicht für Allah).

 

Religiosität vermindert die Effekte von Stress. Parks et al. (1990) fanden in ihrer Studie heraus, dass Studenten mit höherer intrinsischer Religiosität sich nach

negativen Lebensereignissen weniger depressiv fühlten und mehr  Selbstbewusstseins und weniger Angst hatten. Wenn man über negative

Lebensereignisse von einer religiösen Perspektive nachdenkt, so fühlt man sich

weniger gestresst. Also stell dir ruhig die Frage, warum dies und jenes

passiert ist (McIntosh et al., 1993).

 

Anmerkung: die meisten Studien wurden nur an Christen in

Amerika durchgeführt. Deshalb kann man die Stichproben als selektive

Stichproben bezeichnen und es stellt sich die Frage, ob die Ergebnisse

bedenkenlos auf andere Kulturen (und Religionsgruppen) übertragbar sind.

 

Quellen:

Argyle, M. (1987). The psychology of happiness. 
Ellison, C. G., Gay, D. A., & Glass, T. A. (1989). Does religious commitment contribute to individual life satisfaction?. Social forces, 68(1), 100-123.
Emmons, R. A. (1992). Abstract versus concrete goals: personal striving level, physical illness, and psychological well-being. Journal of personality and social psychology, 62(2), 292.
Maltby, J., Lewis, C. A., & Day, L. (1999). Religious orientation and psychological well‐being: The role of the frequency of personal prayer. British Journal of Health Psychology, 4(4), 363-378.
McIntosh, D. N., Silver, R. C., & Wortman, C. B. (1993). Religion's role in adjustment to a negative life event: coping with the loss of a child. Journal of personality and social psychology, 65(4), 812.
Okun, Morris A., et al. "Health and Subjective Well-Being: A Meta-Analyis." The International journal of aging and human development 19.2 (1984): 111-132.